Algorithmische Kontrolle. Gatekeeping am Bahnhof

Gabriele Schabacher

Als öffentlich zugängliche Orte und Kreuzungspunkte unterschiedlicher Verkehrsströme sind große Personenbahnhöfe seit ihren Anfängen Schauplätze einer spezifischen Verdichtung. Hier kreuzen sich die Wege unterschiedlichster Menschen und Dinge. Diese hybride Menge erzeugt einen erhöhten Regulierungsbedarf, um einen reibungslosen Fluss des Verkehrsgeschehens zu gewährleisten. Die Bahnhofsinfrastruktur fungiert dabei als Kontrollregime, das Akteure in spezifischer Weise arrangiert und dadurch bestimmte Verhaltensweisen vorgibt. In der Gegenwart formiert sich hier ein umfangreiches Überwachungsdispositiv, das neben zeichenhaften, personalen und materiell-räumlichen Anordnungen auch algorithmische Verfahren einschließt. Der Vortrag nimmt Systeme der Mustererkennung in den Blick, um deren Effekte auf das gatekeeping am Bahnhof und die Regulierung erwünschten bzw. unerwünschten Verhaltens zu diskutieren.

Gabriele Schabacher ist Professorin für Medienkulturwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die Mediengeschichte von Verkehr, Mobilität und Infrastruktur, Kulturtechniken des Reparierens, urbane Überwachungsregime sowie Serialitätsforschung.

Ausgewählte Publikationen: »Time and Technology. The Temporalities of Care«, in: A. Volmar, K. Stine (Hg.), Hardwired Temporalities. Media, Infrastructures, and the Patterning of Time, Amsterdam (im Druck); »Staged Wrecks. The Railroad Crash between Infrastructural Lesson and Amusement«, in: M. Korn, W. Reißmann, T. Röhl, D. Sittler (Hg.), Infrastructuring Publics, Wiesbaden 2019, S. 185-206; »Abandoned Infrastructures. Technical Networks beyond Nature and Culture«, in: Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung 9/1 (2018), S. 127-145.

 

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