Diesseits und jenseits der Schwelle. Höfische Zugangsregulierungen in Wiener Residenzbauten des 18. Jahrhunderts

Anna Mader-Kratky

Das Zeremoniell griff ordnend in das höfische Leben ein, indem es den Zugang zum Herrscher kanalisierte und die Stellung des Einzelnen in der Hierarchie des Hofes durch den ihm zugewiesenen Platz klar definierte. So beruht unser Wissen über die räumlichen Zusammenhänge habsburgischer Residenzen in erster Linie auf normativen Quellen, denn Raum und Hofprotokoll bedingten einander unmittelbar. Dies gilt insbesondere für die Wiener Hofburg als zentrale Residenz des römisch-deutschen Kaisers, deren Zugänglichkeit durch strikte Zutrittsregeln definiert war. Während das kaiserliche Appartement nur wenigen offenstand, waren Theater- und Festräume zu bestimmten Anlässen einem breiteren Publikum zugänglich. Vergleichend werden die Sommerresidenzen Schönbrunn und Laxenburg in den Blick genommen, um nach den Auswirkungen eines gelockerten Zeremoniells während des sommerlichen Séjour zu fragen.

Dr. Anna Mader-Kratky ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes, Forschungsbereich Kunstgeschichte. Forschungsschwerpunkte: Architekturgeschichte, Residenzforschung, Zeremoniell und Hofkultur.

Ausgewählte Publikationen: zus. mit C. Resch, M. Scheutz (Konzept): Das Wien[n]erische Diarium im 18. Jahrhundert – Digitale Erschließung und neue Perspektiven (Wiener Geschichtsblätter 74, Heft 2 und 3), Wien 2019; »Perpetuum mobile oder menschlicher Ameisenhaufen – Zum Raummanagement der Wiener Hofburg anhand eines Quartierplanes (um 1775)«, in: M. Krajewski, J. Meerhoff, S. Trüby (Hg.), Dienstbarkeitsarchitekturen. Zwischen Service-Korridor und Ambient Intelligence, Tübingen 2017, S. 44-73; zus. mit H. Lorenz (Hg.), Die Wiener Hofburg 1705–1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg 3, Veröffentlichungen zur Kunstgeschichte 14, Denkschriften der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 445), Wien 2016.

 

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