Promotionsprojekt Mona Wischhoff

Projizierte Fotografien – koloniale Projektionen. Lichtbildervorträge der Deutschen Kolonialgesellschaft um 1900

 

Die Dissertation untersucht Lichtbildervorträge, die auf Fotografien und Reiseberichten aus kolonialen Kontexten basieren. In einer mikrohistorischen Studie widmet sich die Arbeit der Lichtbildersammlung der Deutschen Kolonialgesellschaft sowie deren Vortragsprogramm der Jahre 1887 bis 1914.

Um 1900 war der Lichtbildervortrag ein weitverbreitetes Bildungs- und Unterhaltungsmedium, das auch als Instrument des kolonialen Lobbyismus Einsatz fand: Die Deutsche Kolonialgesellschaft legte eine umfangreiche fotografische Sammlung an – fokussiert auf die deutschen Kolonien –, etablierte den Verleih eigener fotografischer Lichtbilderreihen und trat als Instanz der Vermittlung und Veranstaltung von Vorträgen auf.

Die Studie leistet einen Beitrag zur Mediengeschichte des Lichtbildervortrags und arbeitet die engen Verbindungen zwischen Fotografie- und Filmgeschichte heraus, die sich in der Produktion und Aufführung von Lichtbildvorträgen zeigen. Darüber hinaus werden Zusammenhänge zwischen dem Lichtbildervortrag und der kolonialen Kultur im Kaiserreich beleuchtet. Denn die Praktiken des Sammelns, Ordnens und Zeigens von Bildmaterial, die personellen Netzwerke ebenso wie die Vortragssituationen gründen auf kolonialen Strukturen, denen eine gewaltvolle, rassifizierende Marginalisierung der Kolonisierten inhärent ist.

Die Analyse folgt dem Lichtbildervortrag entlang seiner Produktion, Verteilung und Aufführung und untersucht deren praktische, institutionelle sowie mediale Voraussetzungen. Fragen zur Produktion betreffen etwa die historische Sammlungspraxis im global-kolonialen Netzwerk sowie die Herstellungsverfahren der Lichtbilderreihen. Bezogen auf die Verteilung rücken die Infrastrukturen in den Blick, mit denen die Diapositive, Manuskripte, Projektionsapparate und das Vortragspersonal zwischen den Metropolen, Kleinstädten und Dörfern des Kaiserreichs zirkulierten. Fragen zur Aufführung betreffen etwa die Techniken des Anordnens von Bild und Text im medialen Dispositiv des Lichtbildervortrags.