PD Dr. Magdalena Saryusz-Wolska

Humboldt-Forschungsstipendium 2019-2020

  • Theorien und Begriffe des kulturellen Gedächtnisses
  • Erinnerungskulturen in Deutschland und Polen
  • Film- und Mediengeschichte nach 1945
  • Geschichtsfilme und Visual History
  • Rezeptionsforschung
  • Deutsch-polnische Beziehungsgeschichte

 

Wissenschaftlicher Werdegang

Magdalena Saryusz-Wolska forscht von September 2019 bis August 2020 als Humboldt-Forschungsstipendiatin am Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft. Sie studierte Soziologie, Film- und Kulturwissenschaft an den Universitäten Łódź, Gießen und Mainz. Sie promovierte 2008 an der Universität Łódź mit einer Arbeit über Repräsentationen urbaner Erinnerungsräume in Deutschland und Polen. Von 2010 bis 2015 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften, anschließend forschte sie am Deutschen Historischen Institut Warschau. 2016 wurde sie an der Universität Warschau habilitiert. 2018 war sie Gastprofessorin am Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (Schwerpunkt Polen) der Johannes Gutenberg Universität-Mainz sowie Research Fellow am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Sie unterrichtet am Institut für Gegenwartskultur der Universität Łódź.

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Forschungsprojekt

Sackgassen der Erinnerungskultur. Am grünen Strand der Spree und die Remedialisierung des Holocausts

Im Projekt werden Prozesse des Vergessens bzw. des »Außenvorbleibens« von kulturellen Texten und Bildern untersucht. Dies wird anhand einer plurimedialen westdeutschen Fallstudie aus den 1950ern und frühen 1960ern analysiert: 1955 erschien das Buch Am grünen Strand der Spreevon Hans Scholz. 1956 wurde es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als Feuilletonroman abgedruckt und als Hörspiel inszeniert (SWF). 1960 strahlte die ARD die Verfilmung aus. Im ersten Teil aller Fassungen wurde die Geschichte eines Wehrmachtsoldaten erzählt, der die Ermordung von sowjetischen Juden in der belarussischen Stadt Orscha beobachtete. Trotz der quantitativ intensiven Rezeption verschwand Am grünen Strand der Spreeaus dem kulturellen Gedächtnis der Bundesrepublik.

Für die Untersuchung der Nicht-Erinnerung sowie der Rolle von Am grünen Strand der Spreeim Medienwandel der Bundesrepublik muss sowohl der Rezeptions- als auch der Produktionsprozess analysiert werden: Wie kam es zur Veröffentlichung jener Schilderung, die die Grenzen des damals Sagbaren überschritt? Wer entschied über Aufnahme des Manuskripts in Verlag und Zeitung? Wie kamen das Hörspiel und der Fernsehfilm zustande? Wie reagierten Leser, Hörer und Zuschauer? Wie wurde die Darstellung von individuellen Rezipienten und professionellen Rezensenten wahrgenommen?

Am Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft soll ein theoretischer Zugang zu den Prozessen des medialen Nicht-Erinnerns konzipiert werden. Im Vordergrund stehen medienbezogene Aspekte, wie die Wechselwirkung zwischen Literatur, Rundfunk und Fernsehen, die Materialität der Medien sowie deren Verhältnis zur westdeutschen Erinnerungskultur. Das Projekt kombiniert empirische Archivarbeit mit theoretischen Überlegungen. Erste Annäherungen an das Thema zeigen, dass die Geschichte von Am grünen Strand der Spreeein Geflecht von Wiedersprüchen bildet. Deswegen öffnet sich die Arbeitsweise auf historische »Sackgassen«.

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