Projektseminar im Masterstudiengang Medienkulturwissenschaft im SoSe 2024 unter Leitung von: Dr. Tom Ullrich und Mona Wischhoff, M.A.
Studierende der Medienkulturwissenschaft haben im Rahmen des Projektseminars »Karten ausstellen, Räume versammeln« die Türen, Schränke und Schubladen der Kartensammlung des Geografischen Instituts geöffnet. Gestoßen sind sie auf städtebauliche Planungskarten aus der Nachkriegszeit, ein ganzes Luftbildarchiv, Stadtpläne sowie auf geologische Karten des 19. Jahrhunderts und Wanderkarten der 1990er Jahre. Im Zentrum der medienkulturwissenschaftlichen Forschung stehen historische Gebrauchsweisen ausgewählter Karten der Stadt Mainz und Umgebung.
Sammlungsforschung und medientheoretische Reflexion
Hierfür haben die Studierenden die Provenienzen einzelner Sammlungsobjekte aufgearbeitet. Parallel zu diesem objektzentrierten und explorativen Forschungsprozess haben sie sich mit medientheoretischen und -historischen Positionen beschäftigt, die herausarbeiten, dass kartografische Medien Territorien, Grenzen, Infrastrukturen und somit auch Herrschaft repräsentieren. Denn in der ihnen eigenen grafischen, zweidimensionalen Verräumlichung vermitteln Karten, so der Ausgangspunkt des Seminars, auch ein soziales, kulturelles und ökologisches Weltwissen. Sie erschaffen wirkmächtige Bilder räumlicher Ordnung und haben Anteil an kollektiven Identitätskonstruktionen. Damit sind Karten operativ: Mit ihnen wird gehandelt, sie sind Instrumente der Orientierung und Machtausübung. Diese theoretische Perspektive auf Karten als operative Medien war leitend für die weitere Projektarbeit: Sie strukturierte die Ausstellung entlang der drei Praktiken des Forschens, Navigierens und Planens.
Seminarteilnehmende bei der ersten Sichtung der Kartensammlung im April 2024
Ausstellungsentwicklung und Gestaltung
Ausgehend von der jeweils spezifischen Provenienzforschung zu den einzelnen Kartenobjekten und der gemeinsamen Textlektüre haben die Studierenden am Fallbeispiel orientierte medienhistorische Analysen erarbeitet. In einem mehrstufigen Redaktions- und Feedbackprozess entwickelten die Studierenden aus ihrer Forschung heraus Texte für die Ausstellung. In Kooperation mit der Gestalterin Tanja Labs (artefont) übersetzten die Studierenden ihre Ergebnisse in räumliche Präsentationen. Hierfür wählten sie weitere Ausstellungsobjekte aus und organisierten den Leihverkehr. Sie recherchierten in Archiven nach Zeitungsartikeln und Fotografien und klärten Bildrechte. Sie führten außerdem Zeitzeugeninterviews und erprobten mit dem Spiegelstereoskop historische Techniken der kartografischen Visualisierung.
Die Ausstellung fand vom 25.9 bis 25.10.2024 in der Schule des Sehens auf dem Universitätscampus statt.
Im Austausch auf der Fachkonferenz
Die Ausstellung »unboxing maps. Karten | Medien | Praktiken« wurde im Rahmen der Jahreskonferenz der Gesellschaft für Medienwissenschaft am 26. September 2024 eröffnet. Einige Studierende präsentierten in diesem Rahmen ihre Forschung vor einem Fachpublikum. Janina Dillmann, Tamara Vitzthum und Leonie Rinkens sprachen in einem Panel zusammen mit Prof. Dr. Gabriele Schabacher sowie den Projektleitende Dr. Tom Ullrich und Mona Wischhoff und der Sammlungskoordinatorin der JGU, Dr. Lisa Marie Roemer.
Die Ausstellung war vom 25. September bis 25. Oktober 2024 im Ausstellungsraum der Schule des Sehens auf dem Campus der JGU zu sehen. Parallel erarbeitete das Lehrprojekt in enger Kooperation mit Silke Mohr, stellvertretende Marketing-Leiterin an der Universitätsbibliothek, eine digitale Präsentation der Ausstellung. Dieses digitale Format macht die Ausstellung nicht nur dauerhaft online verfügbar, sondern erweitert diese um zusätzliche Quellen, erlaubt das Hineinzoomen in die Kartenobjekte und macht die ausführlichen Analysen der Studierenden zugänglich.
Digitale Präsentation der Ausstellung »unboxing maps. Karten | Medien | Praktiken«: https://www.ub.uni-mainz.de/de/unboxing-maps/story
Resonanz auf die Ausstellung:
Allgemeine Zeitung, 24.10.2024
Instagram Walkthroug, 26.9.2024
Projektbeteiligte
Kuratorinnen: Janina Dillmann, Julia Endres, Charlotte Groß, Katharina Herz, Roberta Immenschuh, Alisha Jabusch, Lisa-Aileen Ohwerk, Luisa Probst, Leonie Rinkens, Hannah Ruffing, Tamara Vitzthum
Projektleitung: Dr. Tom Ullrich und Mona Wischhoff, M.A.
Leitung Masterstudiengang Medienkulturwissenschaft: Prof. Dr. Gabriele Schabacher
Gestaltung, Grafikdesign: Tanja Labs (artefont, Ingelheim)
Gestaltung und technische Umsetzung der virtuellen Ausstellung: Silke Mohr
Leihgeber: Kartensammlung des Geografischen Instituts, Dr. Timo Willershäuser
Fotografie: Danijel Sijakovic
Das Projektteam dankt ausdrücklich Dr. Timo Willershäuser und Tom Haseloer vom Geografischen Institut für den Zugang zur Kartensammlung und für die wissenschaftliche Unterstützung, Dr. Oliver Eberlen und Silke Mohr (Stabsstelle Marketing und Kommunikation der Universitätsbibliothek) für die Gestaltung und technische Realisierung der digitalen Präsentation sowie Tanja Labs (artefont) und Dr. Patrick Schollmeyer (Kurator der Schule des Sehens) für die Zusammenarbeit im Rahmen der Ausstellungsgestaltung.
Für die finanzielle Förderung des Lehr- und Ausstellungsprojekts danken wir dem Leitungsgremium der Schule des Sehens und der Professorin für Medienkulturwissenschaft Gabriele Schabacher.