Sarah Sander
Immigrationsstationen sind Nadelöhre der Migration. Eingerichtet als administrative Schwellen zur Einwanderungsregulation, sind sie dazu da, die Ankommenden in ›Gewollte‹ und ›Ungewollte‹ zu sortieren. Mithilfe von standardisierten Verfahren und architektonischen Akteuren setzen sie die gerade gültigen Einwanderungsgesetze in Kontrollen und Feststellungsverfahren um. Den Ankommenden müssen sie wie feindliche Gatekeeper erscheinen. Der Vortrag zeigt am historischen Beispiel von Ellis Island, wie die Einwanderungskontrollen in der First Federal Immigration Station der USA (1892-1924) im engen Zusammenspiel von operationaler Architektur, Raumsemiotik und einer Vielzahl von menschlichen Mittlern funktioniert hat. Dabei fällt der Blick auf die Handlungsmacht von Bänken, Raumteilern und Flaggen als Elementen einer gezielten crowd control technique. Es geht also um die konstitutive Teilhabe der Dinge, Medien und Infrastrukturen an der gouvernementalen Kanalisierung der Migration.
Dr. Sarah Sander ist Kultur- und Medienwissenschaftlerin (Wien/Berlin) und lehrt derzeit am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien. Forschungsschwerpunkte: Raum- und Machtdispositive, Archäologie der Globalisierung, Medien und Praktiken der Migration.
Ausgewählte Publikationen: Prekäre Passagen – Medien und Praktiken der Migration, Leipzig 2020 (in Vorbereitung); »Subjectivation Against a Backlight. Scenes of Evidence Production, Ellis Island 1908«, in: L. Friedrich, K. Harrasser, C. Kaiser (Hg.), The Scene of Subjectivity. Constructions and Performances of the Self, Wiesbaden 2019, S. 91-116; »Raumteiler, Treppen, Pulte. Möbel und Mittler der Immigrationsadministration auf Ellis Island, New York«, in: Medien der Bürokratie (Archiv für Mediengeschichte 16), hg. v. F. Balke, B. Siegert, J. Vogl, Paderborn 2016, S. 65-76.
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