S. Theatralität, Performativität und Alltagskultur: Der Gast. Medienkulturwissenschaftliche Perspektiven auf eine Figur der Zumutung
Dozent:innen: Dr. Franziska ReichenbecherKurzname: S Theatralität
Kurs-Nr.: 05.155.16_820
Kurstyp: Seminar
Inhalt
Gäste sind eine Zumutung: Sie sollen sich ‚wie zu Hause‘ fühlen, aber bitte nicht zu sehr oder zu lange. Sie bringen Schmutz herein und stören die Routinen. Wir wollen sie mit gutem Essen und geistreicher Konversation beeindrucken, aber das ist anstrengend. Und schließlich können wir nicht wissen, ob sie sich an die Hausregeln halten und unsere Gastfreundschaft erwidern werden. Aber es ist auch nicht leicht, zu Gast zu sein: Wie soll man sich benehmen? Darf man ein Angebot ausschlagen? Welches Gastgeschenk bringt man mit? Beides – Gastgeber wie auch Gast zu sein – ist riskant, bedeutet Arbeit und touchiert stets die Grenze gegenseitiger Nötigung. Und doch vermissen wir es, wenn Gäste ausbleiben.Solche Konflikte gastlicher Erfahrung sind auf die mediale Position des Gastes als einer Figur zurückzuführen, die sich zwischen den Sphären bewegt (Liminalität). Der Gast ist nicht ‚bei sich‘, sondern entsteht erst in Relation zu einem Gegenpol (Gastgeber, Wirt), wobei sich dieses Verhältnis weder auf Freundschaft noch auf einen einfachen Tausch reduzieren lässt. Als Medium problematisiert der Gast immer auch Machtverhältnisse, Unterscheidungen und Ordnungen wie eigen/fremd, innen/außen, öffentlich/privat, Freund/Feind sowie ethische Fragen von Gewalt und Verantwortung. Ein Kernproblem liegt dabei im Paradox einer unbedingten Gastfreundschaft, die – um sich selbst nicht zu gefährden – stets eine bedingte Gastfreundschaft sein muss (Derrida). Vor diesem Hintergrund bildet der konkrete Umgang mit dem Gast eine komplexe kulturhistorische Praxis, die durch verschiedene dingliche, technische, räumliche, diskursive und performative Medien (Gastgeschenk, Gästehandtuch, Klappmöbel, Türspion, Pantoffelgang, Grußgesten, Tischsitten usw.) vermittelt und mit Kulturtechniken des Kochens, Wohnens, Dienens und Putzens verbunden ist.
?
Das Seminar nimmt anhand von interdisziplinärer Forschungsliteratur und medialen Repräsentationen von Gastlichkeit (z.B. Film, TV, Möbelkataloge) ein Wissen über die Medialität des Gastes in den Blick, das gerade nicht nur an gelingende Gastfreundschaft glaubt, sondern den Gast als Störung, Paradox und Zumutung anerkennt.
Termine
Datum (Wochentag) | Zeit | Ort |
---|---|---|
19.04.2022 (Dienstag) | 08:15 - 09:45 | 01 423 P103 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
26.04.2022 (Dienstag) | 08:15 - 09:45 | 01 423 P103 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
03.05.2022 (Dienstag) | 08:15 - 09:45 | 01 423 P103 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
10.05.2022 (Dienstag) | 08:15 - 09:45 | 01 423 P103 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
17.05.2022 (Dienstag) | 08:15 - 09:45 | 01 423 P103 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
24.05.2022 (Dienstag) | 08:15 - 09:45 | 01 423 P103 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
31.05.2022 (Dienstag) | 08:15 - 09:45 | 01 423 P103 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
07.06.2022 (Dienstag) | 08:15 - 09:45 | 01 423 P103 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
14.06.2022 (Dienstag) | 08:15 - 09:45 | 01 423 P103 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
21.06.2022 (Dienstag) | 08:15 - 09:45 | 01 423 P103 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
28.06.2022 (Dienstag) | 08:15 - 09:45 | 01 423 P103 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
05.07.2022 (Dienstag) | 08:15 - 09:45 | 01 423 P103 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
12.07.2022 (Dienstag) | 08:15 - 09:45 | 01 423 P103 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
19.07.2022 (Dienstag) | 08:15 - 09:45 | 01 423 P103 1141 - Philosophisches Seminargebäude |